3. SPIELTAG KREISLIGA BRUCHSAL 2019/20:

Freitag, 30.08.2019:

TuS Mingolsheim - FCO I 6:0 (4:0)

FCO: Tim Becker, Nico Sinibaldi, Maximilian Leist, Marvin Kracker (68. Marvin Wagner), Andre Silva, Manuel Deponte, Julian Beer (75. Muhammed Ipek), Tzino Mezini (57. Marco Mangang), Nahed J. Y. Iqtifan, Mohammed R. S. Wadi (59. Marco Köhler), Julian Fersching. Ersatz: Matthias Holler (ETW), Fabian Fersching.

Torschützen: 1:0 (19.) Heinzmann, 2:0 (30.) Müller, 3:0 (35.) Eigentor, 4:0 (45+1.) Heinzmann, 5:0 (65.) Heinzmann, 6:0 (82.) Akyol.

Am ungewohnten Freitag war in Mingolsheim alles bereitet und angerichtet für ein gutes Fußballspiel: attraktive Sportanlage, toller Rasen, guter Zuschauerzuspruch, schöner Sommerabend. Hinzu kamen die Protagonisten beider Mannschaften, die mit reichlich Selbstvertrauen ausgestattet waren; unser Team nach guter Vorbereitung und zwei Kreisligaauftaktsiegen mit 8:0 Toren, die Gastgeber nach einem zuletzt überzeugenden 4:0-Erfolg über Karlsdorf.

Diese Rahmenbedingungen konnte jedoch einzig die TuS nutzen, während unsere Elf spätestens nach 30 Minuten überhaupt nichts mehr auf die Reihe kriegte und mit einer nicht nur für unseren Verein selbst, sondern bestimmt im ganzen Fußballkreis in dieser Höhe unerwarteten 0:6-Schlappe gehörig unter die Räder kam.

Personell ist unser FCO in dieser Spielzeit bekanntlich gut bestückt und dennoch war unser Trainerteam Fabian Fersching/Luca Hodecker in Mingolsheim zum Improvisieren gezwungen. So fehlte neben den Urlaubern Dennis Braun, Luis Neuthardt, Kilian Lamsfuß und Sandro Böser, Hodecker selbst wegen weiterhin Verletzung. Marvin Wagner musste ausgerechnet vor seinem 100. Herrenspiel passen, nachdem er die Woche über wegen einer Grippe flachgelegen hatte. Er konnte nur auf der Bank Platz nehmen. Auf dieser saßen auch die frisch aus dem Urlaub zurückgekehrten Marco Köhler und Muhammed Ipek. Marco Mangang, der sicherlich auch eine Alternative für die heutige Startelf gewesen wäre, traf zudem berufsbedingt erst Ende der 1. Spielhälfte ein. Gegenüber dem 2:0-Erfolg in Flehingen mussten Fersching/Hodecker die Startelf daher auf zwei Positionen verändern: für Braun hütete wieder Tim Becker das Tor und für Wagner lief Tzion Mezini auf. Verbunden war dies mit diversen Umstellungen: Nico Sinibaldi rückte von der linken Verteidigerposition auf die rechte, Andre Silva von der Sechs nach hinten links und Julian Beer vom Angriff auf eine von drei Sechserpositionen, wo sich auch Mezini einreihte.

Die Begegnung war von Anfang an hart umkämpft, aber nie unfair. Die Heimmannschaft bestach dabei mit starkem Zweikampfverhalten und war gewillt, unseren Männern möglichst wenig Freiräume zu gewähren. Unser Team kam zwar zu keinen Strafraumaktionen, besaß aber viel Ballbesitz und alles sah in den ersten 15 bis 20 Minuten gar nicht mal so schlecht aus. Exemplarisch dafür ein Zaungast, der gegenüber seinem Nebenmann anmerkte, dass dies „heute für unsere Mingolsheimer sauschwer werden wird“. Wer hätte gedacht, dass diese zurückhaltende Vorhersage später ad absurdum geführt werden sollte. Nach zuvor spielbestimmenden Minuten unser FCO dann in Minute 18 mal mit einer anderen Qualität – nach einem der bis dato seltenen Vorstöße der Gastgeber ging es dieses Mal mit schnellem Umschaltspiel zügig nach vorne. Mohammed R. S. Wadi besaß über rechts die Option selbst in den Strafraum einzudringen und abzuschließen, setzte dann aber vor selbigem seinen Kapitän Julian Fersching mit einem Querpass ein. Dieser, inzwischen wieder von einem Gegenspieler bedrängt, kam zwar zum Torabschluss, welcher den TuS-Keeper jedoch vor keine Probleme stellte. Es folgte der direkte Gegenzug über die linke Angriffsseite. Ein TuS´ler war gleich zwei Mal schneller am Ball als zögerliche Odenheimer und passte in die Zentrale. In einer Art Pressschlag agierte unser Abwehrmann zu zaghaft und prompt war die Kugel drin – Tor Nr. 1 an diesem Tag für Mingolsheims Heinzmann; weitere sollten folgen. Dies war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht zu befürchten, war die TuS doch bis dahin nicht gerade als Übermannschaft aufgetreten. Aber eben als gutes Kollektiv, welches weiterhin gute Defensivarbeit im Mittelfeld und in der Abwehr verrichtete. In der 23. Minute verordnete der sehr kommunikativ und direkt auftretende Schiedsrichter dann eine Kühlpause, in der Fersching/Hodecker die zuvor ausgerufene Taktik änderten. Mezini verließ eine von drei Sechserpositionen und sollte vor auf die Zehn rücken. Man sah in der Folge vorerst eine Begegnung ohne echte Höhepunkte, ehe ein Mingolsheimer Verteidiger mit einem Foulspiel der kompromissloseren Sorte aufwartete. Zwar kassierte er hierfür zurecht Gelb, doch er hatte damit ein klares Zeichen gesetzt, wo die Reise hingehen wird. Schürte diese Aktion die Sinne der ohnehin schon hellwachen Heimmannschaft noch mehr, so schien unsere Elf stattdessen kollektiv nun vorsichtiger und teilweise sogar ängstlich zu agieren. Was folgte war das 2:0 für die Mingolsheimer mit deren zweitem Angriff. Geil wurde über links zu viel Freiraum gewährt, sodass dieser Zeit ohne Ende hatte, um aus dem Halbfeld eine perfekte Flanke auf den im Strafraum sträflich freistehenden Heinzmann zu schlagen. Dieser hatte auch noch Zeit genug, um den Ball in Seelenruhe anzunehmen und ihn unhaltbar ins lange Toreck zu verwandeln. Allen Ernstes: das Abwehrverhalten unserer Mannschaft war in dieser Szene schlichtweg katastrophal. Perfekt damit die weitere Ausgangslage für die Gastgeber. Diese standen in Abwehr und Mittelfeld weiterhin eng am Mann und konnten nun noch mehr auf Konter lauern. Eine Spielweise, die dieser mit schnellen Angreifern bestückten Mannschaft unstrittig zugute kommt. Demgegenüber ein fortan Nachteil für unsere Viktorianer, den sich diese durch zu zaghaftes Auftreten selbst eingehandelt hatten. Zu allem Überfluss dann in Minute 35 auch noch das 3:0 durch ein Eigentor. Eine zwar stramme, aber mangels Abnehmer eigentlich nicht sonderlich gefährliche Hereingabe von rechts, wollte der bis dahin noch mit stabilste Abwehrspieler Maximilian Leist zur Ecke klären, traf das Leder aber nicht richtig und bugsierte es so am verdutzten Keeper Becker vorbei ins eigene Tor. Das Spiel unserer Elf war nun völlig zerfahren, nichts ging mehr. Mingolsheim überließ uns zwar weiterhin den Spielaufbau, war jedoch gerade in Punkto Zweikampfverhalten nachwievor haushoch überlegen. Unsere Cracks hingegen mit null Ideen in der Offensive. Zum Ende des 1. Durchgangs hin dann sogar noch zwei gefährliche Vorstösse des gastgebenden Schmidt-Teams. Zunächst konnte ein Odenheimer nach einem Kopfball nach einer Ecke gerade noch kurz vor der eigenen Torlinie klären (45.), weitere 60 Sekunden später dann aber doch das 4:0. Es war dies ein Gegentreffer der Marke „unmöglich“. Die TUS´ler ließen uns einmal mehr in deren Hälfte „spielen“, ehe sie dann mit einmal mehr gutem Zweikampfverhalten zuschnappten und das Spielgerät schnell auf den einzigen vorne lauernden Heinzmann spielten. Unsere Absicherung stand völlig unzureichend, Heinzmann war auf und davon und überwand Becker mit seinem zweiten Tagestreffer. Da blieb einem von außen fast die Spucke weg, naiver wie in diesem Moment konnte sich unsere Mannschaft kollektiv nun wahrlich nicht verhalten. Mit einem satten 0:4 und einem richtigen Dämpfer für die zuvor von manchen Experten so hochgelobten Odenheimer ging es in die Pause. Bereits jetzt hatte sich die eingangs wiedergegebene Äußerung eines Mingolsheimer Zuschauers völlig ins Gegenteil gedreht. Für die Heimmannschaft war es, von einer ausgeglichenen Anfangsphase abgesehen, bis dato „nicht sauschwer“ sondern unerwartet leicht verlaufen.

Mangels im Saft stehenden Alternativen schickten Fersching/Hodecker für Durchgang 2 zunächst die gleiche Formation aufs Feld zurück. Diese hatte damit die Möglichkeit zur zumindest Rehabilitation. Doch anstelle eines Aufbäumens verstrickte man sich ob der eigenen Unzufriedenheit nun mehr in kleine Geplänkel und zeitweise Gemotze. Folgen waren Gelbe Karten, die unser Trainerteam später auch noch zu Sicherheitswechseln zwangen. Unübersehbar, dass heute ein Mann fehlte, der das Team mal mitreißt und auch mal ein Zeichen setzt. Dennoch in Minute 56 die erste sowas wie eine Chance für unseren FCO, als es nach einem Flankenball zum Gestocher im gegnerischen Fünfmeterraum kam, die Kugel dann aber links am Tor vorbeistrich. In Minute 57 Wechsel Nr. 1, Mangang für Mezini, und nur 120 Sekunden später musste Wadi durch Köhler ersetzt werden. Unsere Mannschaft brachte auch weiterhin nichts auf die Reihe. Es fehlte an den fußballerischen Grundtugenden wie Kampf und Leidenschaft. Für Mingolsheim war es ein Einfaches, nur kompakt stehen zu müssen. Und dann eben, wenn es an der Zeit war, einen entscheidenden Zweikampf zu gewinnen und schnell nach vorne zu spielen. So was das 5:0 in Minute 65 eine Duplizität des 4:0. Ballgewinn – Pass auf Heinzmann – der auf und davon und dann noch mit sehenswertem Lop über Becker. Tor Nr. 3 an diesem Tag für Heinzmann, der wenig später durch den früheren Jugendspieler unserer Jugendkooperation Ament ersetzt wurde. Man muss gestehen: zum FCO-Glück, weil es Mingolsheims Spieler des Spiels durchaus zuzutrauen gewesen wäre, noch mehr Buden zu erzielen; so leicht wie es ihm gemacht worden war … In der 68sten dann doch noch Wagner für Marvin Kracker. Silva, sonst im Mittelfeld zu Hause und heute auf links hinten zum Zug gekommen, rückte nun in die Innenverteidigung. In der sage und schreibe bereits 73. Minute der erste richtig nennenswerte Torschuss auf das Mingolsheimer Tor, abgefeuert von Nahed J. Y. Iqtifan aus ca. 25 Metern. Dieser ermöglichte dann auch noch dem TuS-Torhüter seine erhoffte Flugeinlage. Nach 75 Minuten Wechsel Nr. 4: Ipek kam für Beer in die Begegnung. In der 80sten nochmals Iqtifan mit einem Freistoß, den der Torhüter gut zur Ecke klärte. In der 81. Minute dann auch noch eine Szene, die an diesem Tag gerade noch fehlte und so richtig ins kollektiv schwache Gesamtbild passte: einen Rückpass verstolperte unser Keeper Becker ohne Not und für Nutznießer Akyol war es ein Leichtes, Becker zum 6:0 zu überlupfen. Mingolsheim hatte uns bis dato keinesfalls an die Wand gespielt, aber wenn du in nahezu jedem entscheidenden Zweikampf unterlegen bist und dann auch noch solche Tore wie heute kassierst, dann kannste halt mal schnell mit 6:0 im Hintertreffen liegen. Beim 1:0 hatte man zu zögerlich agiert, beim 2:0 einem Gegner im Strafraum Freiräume ohne Ende gewährt, das 3:0 hatte man sich selbst ins Netz geschossen, beim 4:0 und 5:0 hatte man sich völlig naiv verhalten und das 6:0 dann auch noch richtig hergeschenkt. In der 89. Minute beinahe sogar noch das 7:0, als ein Mingolsheimer Nachwuchsmann an der linken Außenlinie entlang nach vorne stürmte. Gleich zwei FCO-Akteure zögerten um ein Foulspiel zu vermeiden und wurden so überlaufen. Am Ende zirkelte der Mingolsheimer den Ball noch an die Latte. Der eine halbe Minute früher erfolgte Schlusspfiff kam heute einer Erlösung gleich. Mit der höchsten Pflichtspielniederlage seit über 10 Jahren, seit dem 06.05.2009 (damals 1:7 in Neudorf), schritten unsere Spieler bedröppelt zum von den Trainern eingerufenen Kreis und danach in die Kabine.

Während den Mingolsheimern nach dem 2:0 quasi alles gelang, wollte bei unserem Team spätestens ab diesem Zeitpunkt rein gar nichts mehr zusammenlaufen und unsere Spieler erwischten einen rabenschwarzen Tag. Betrachtet man dann auch noch den unter der Woche aus Urlaubs- und anderen Gründen gegenüber den Vorwochen schwachen Trainingsbesuch, dann darf man getrost davon sprechen, dass unserer Mannschaft die Lobeshymnen der vergangenen Wochen wohl doch etwas zu Kopf gestiegen waren. Gerade in Interviews zur 2. Bundesliga hört und liest man derzeit oft, dass man dort in jedem Spiel alles geben muss und nichts geschenkt bekommt. Eins zu eins lässt sich dies auch auf unsere Kreisliga übertragen. Hält man nicht dagegen, dann kann man auch hier gegen keinen Gegner etwas holen. Was in den ersten beiden Spielen so gut war, war heute halt mal nix! Jetzt gilt es aber erst Recht zu zeigen, dass jeder einzelne Spieler und man zusammen als Mannschaft gereift ist. Das vor dem heutigen Spiel so intakte Selbstvertrauen darf jetzt nicht einfach weg sein. Stattdessen hat man sich dieses durch ein gutes Training in der kommenden Woche wieder zu erarbeiten, um dann am nächsten, erneut Freitagabend und wieder auswärts – dieses Mal beim Aufsteiger TSV Wiesental – ein anderes Gesicht zu zeigen. Von Nöten wird dies allemal sein, denn in Wiesental wird unser Team eine nicht minder schwere Auswärtsaufgabe erwarten. (E.W.)