Sonntag, 27.10.2019

11. Spieltag Kreisliga Bruchsal 2019/20:

VfR Rheinsheim - FCO I 3:1 (1:0)

FCO: Tim Becker, Nico Sinibaldi, Maximilian Leist, Manuel Deponte, Luis Neuthardt (76. Marvin Kracker), Marvin Wagner (81. Tzino Mezini), Sandro Böser, Julian Beer, Nahed J.Y. Iqtifan (60. Muhammed Ipek), Mohammed R.S. Wadi, Julian Fersching. Ersatz: Dennis Braun (ETW), Daniel-Marius Bora, Marco Mangang, Felix Schmidt.

Torschützen: 1:0 (35.) Mujic, 1:1 (65.) Beer, 2:1 (70.) Ludwig, 3:1 (90+4.) Mujic.

Unser FCO musste beim Tabellenvorletzten VfR Rheinsheim die zweite Niederlage in Folge einstecken und ist damit endgültig im Niemandsland der Liga angelangt. Dabei ist diese Entwicklung gemessen an den individuellen Fähigkeiten unserer Spieler mal als so richtig unnötig zu bezeichnen. Genauso wie die diesmalige Niederlage und viele weitere bisherige Punktverluste. Die fehlende Konstanz, die trotz bereits 24 Saisontoren schlechte Chancenverwertung und das Verhalten bei eigentlich gut zu verteidigenden Gegentreffern, sind die hauptsächlichen Dilemmas, die auch bei dieser Niederlage in Rheinsheim zum Tragen kamen.

Für die Begegnung in Rheinsheim musste unser Trainerduo Fabian Fersching/Luca Hodecker die Startelf kräftig umbauen. Spieler-Co-Trainer Hodecker selbst, soweit erst wieder von einer langwierigen Verletzung genesen, muss vorerst erneut passen. Andre Silva war beruflich verhindert. Torhüter Dennis Braun konnte nach einem am vergangenen Sonntag gegen ihn rücksichtslosen Einsteigen (dies belegen Videoaufnahmen) gehandicapt immerhin auf der Bank Platz nehmen. Ganz heftig hat es Kilian Lamsfuß erwischt, der wegen eines Meniskusrisses leider mehrere Wochen ausfallen wird – auch an dieser Stelle gute Besserung! Dafür neu in der Anfangsformation: der zuletzt Gelb-Rot-gesperrte Torhüter Tim Becker. Der in den vier Spielen davor selbst verletzungsbedingt außer Kraft gesetzte Luis Neuthardt. Nach letztwöchiger Abwesenheit unser bis dato bester Torschütze Julian Beer. Und Marvin Wagner, der dieses Mal ins defensive Mittelfeld rückte. Darüber hinaus kam es zu einer weiteren Umstellung: Manuel Deponte agierte in für ihn neuer Rolle in der Innenverteidigung. Gerade unsere Defensivreihe mit Becker, Nico Sinibaldi, Maximilian Leist, Deponte, Neuthardt, Wagner und Sandro Böser hatte einen Altersschnitt von nur 22,1 Jahren (alle Jahrgänge 1996 bis 1998 und bereits in unserer Jugend gemeinsam am Ball). Vorne agierten unsere eher erfahreneren Kräfte Beer, Nahed J.Y. Iqtifan, Mohammed R.S. Wadi und Julian Fersching, wobei zwei davon auch erst auf 26 Lenze kommen. Zum ersten Mal bei der Ersten auf der Bank saß im Übrigen Felix Schmidt.

Knappe 100 Sekunden waren gespielt, als unser neuformiertes Team erstmals aufhorchen ließ. Wadi hatte Beer im Strafraum glänzend freigespielt und unser Torjäger kam leicht rechts abgesetzt freistehend zum Abschluss. Ein solcher ins freie kurze Eck wäre wohl die bessere Option gewesen, so flog der Schuss Richtung langes Toreck und knapp an diesem vorbei. Eine leider vergebene Großchance, deren Verwertung sicherlich weitere Sicherheit gegeben hätte. Auch wenn die tabellarisch bereits etwas mit dem Rücken zur Wand stehenden Gastgeber um Minute 5 herum zu zwei, drei, aber nicht richtig gefährlichen Vorstößen kamen, hatte unsere Mannschaft die Begegnung eigentlich ganz gut im Griff. In Minute 13 von Wadi ein durchaus gefährlicher Drehschuss aus der Luft, der ca. zwei Meter nebens VfR-Tor fiel. Der Ball lief gut durch die Odenheimer Reihen, auch wenn es schließlich im Angriff etwas zu einseitig über die rechte Seite ging. Wadi rieb sich hier immer wieder gegen teilweise gleich zwei Gegenspieler auf. Nach guter Balleroberung von Böser/Wagner im Mittelfeld in der 22. Minute ein Zuspiel in den Lauf von wiederum Wadi. Der VfR-Schlussmann war einen Tick eher am Ball, konnte diesen aber zunächst noch nicht entscheidend klären. Leider war kein FCO-Abnehmer mitgelaufen und Wadi kam bei seinem zweiten Versuch erneut einen kleinen Tick zu spät. Erste leichte Gefahr für das FCO-Tor erst in Minute 28, als Becker einen Eckball etwas durch die Finger gleiten ließ, der Ball vor einer aufkommenden Gefahr dann aber geklärt werden konnte. In Minute 31 setzten unsere Mannen nach einem zunächst vergebenen Freistoß nach und Wagner zog mal aus der 2. Reihe ab. Zwar ein paar Meter vorbei, aber immerhin mal probiert. Während unsere Mannschaft zwar noch nicht die Fülle an klaren Torchancen vorzuweisen hatte, aber auf einem guten Weg war, war von den Gastgebern bis dato noch so gut wie gar nichts gekommen. Umso bitterer und mal komplett unnötig daher das überraschende 1:0 für Rheinsheim in Minute 35. Nach einem misslungenen Abstoß und einem verlorenen Luftzweikampf im Mittelfeld kam das Leder postwendend zurück und wurde dann auch noch unglücklich genau in den Lauf von VfR-Angreifer Mujic verlängert. Dieser ließ sich die ihm plötzlich bietende Torchance nicht nehmen und vollendete trocken. Unserem FCO war durch diesen Gegentreffer die Leichtigkeit etwas abhandengekommen und trotz ungebremsten Bemühungen kam man im weiteren Verlauf der ersten Spielhälfte zu keinem Torabschluss mehr. Ihren zweiten im bisherigen Spiel besaßen die Gastgeber kurz vor dem Pausenpfiff, als sich auf der rechten Außenbahn Höhe der Mittellinie, gleich drei FCO-Mann gegenseitig behinderten und ein Rheinsheimer dadurch über links durchbrechen konnte. Sein Abschluss mit der Picke flog genau auf Becker, der dadurch relativ problemlos parieren konnte. Trotz spielerischen Vorteilen und mehr Ballbesitz, was auf dem schweren Geläuf nicht so einfach war, ging es für unsere Viktorianer mit einem 0:1-Rückstand in die Pause.

Nach in Hälfte 2 zunächst zerfahrenem Beginn fand unsere Elf wieder besser ins Spiel und setzte die Rheinsheimer unter Druck. In der 52. Minute erzielte Beer nach einer Kopfballverlängerung von Kapitän J. Fersching das vermeintliche 1:1, welches aufgrund einer Abseitsstellung aber wohl zurecht zurückgepfiffen wurde. Keine sechzig Sekunden später ein richtig guter Angriff mit final schönem Zuspiel von Beer auf Wadi. Dessen Schuss parierte der Heimkeeper mit einem guten Reflex, der Ball landete aber frei spielbar Höhe des linken Pfostens. Verteidiger Neuthardt lief exakt in diese Position ein und wurde dann zu Fall gebracht. Leider blieb der Pfiff des Unparteiischen aus und es gab nur Ecke. Wiederum nur eine Minute später dann die nächste ganz dicke Möglichkeit für unseren FCO: Beer hatte sich stark über rechts durchgesetzt und dann auch noch das Auge für den zentral völlig freistehenden Wadi. Dieser ließ die nötige Körperspannung vermissen und setzte das Spielgerät aus zehn Metern links am Tor vorbei. Solche Dinger musst´ halt normalerweise machen! Wenig später die nächste FCO-Chance. Wenngleich diese, ein Pressschlag von J. Fersching, eher dem Zufall entsprungen war, hätte der Ball doch beinahe den Weg ins Rheinsheimer Tor gefunden, ging dann aber doch rund einen Meter an diesem vorbei. In der 62. Minute die bis dato erste Offensivaktion der Hausherren in Durchgang 2, die diesen zudem noch relativ einfach zufiel. Entsprungen war diese nämlich aus einem Freistoß hinter (!) der Mittellinie. Eine gefühlte Ewigkeit flog der Ball durch die Luft und man konnte fast wie in Zeitlupe beobachten, wie sich ein Rheinsheimer im Strafraum völlig ungehindert positionieren konnte. Schließlich kam dieser aus kurzer Entfernung auch noch zum ungehinderten Kopfball, den Becker jedoch gut parierte. Hier hatte sich unsere Mannschaft wahrlich dilettantisch angestellt – so etwas kann und muss man relativ einfach verteidigen. Trotz dieser fast nach hinten losgegangenen Unaufmerksamkeit dann in Minute 65 endlich der hochverdiente Ausgleichstreffer. Neuthardt hatte von links geflankt und der VfR-Keeper J. Ferschings ersten Kopfball nur abgeklatscht. Mit Kontakt Nr. 2 legte Fersching für Beer auf, der entschlossen zum 1:1 einschob. Das Momentum lag nun erst recht bei unserem FCO und diesem erschloss sich wenig später, in der 67. Minute, auch tatsächlich eine zumindest in der Entstehung richtig gute Möglichkeit. Nach einem im Mittelfeld abgefangenen Ball schaltete man blitzschnell um und stürmte über den kurz vor dem 1:1 für Iqtifan eingewechselten Muhammed Ipek überfallartig in 4:1-Überzahl (!) aufs gegnerische Tor zu. Wie der auch noch auf nahezu Spielhöhe stehende Linienrichter in dieser Szene aber dazu kam, plötzlich seine Fahne zu schwenken und für Abseits zu plädieren, blieb für alle eine riesengroßes Rätsel. Eigentlich unübersehbar war Ipek bei Ballabgabe noch zwei, fast drei Meter (!) hinter seinem Rheinsheimer Gegenspieler postiert. So war unser Team der ganz dicken Chance zur Führung „beraubt“. „Dafür“ in Minute 70 dann ein zumindest schmeichelhafter Freistoß für die Heimmannschaft aus dem Halbfeld. Fast eine Duplizität wie in Minute 62 (siehe oben), verteidigte unsere Mannschaft auch diesen völlig unzureichend und dieses Mal zappelte das Leder dann auch noch zur erneuten Gastgeberführung im Tornetz (Torschütze VfR-Trainersohn Ludwig). Dies hätte nun mal überhaupt nicht passieren dürfen. Nun musste man erneut einem völlig unnötigen und vermeidbaren Rückstand hinterherrennen. Bei dem schweren Geläuf sollte alles nun zur noch größeren Herausforderung werden. Aufgrund den bisherigen Spielanteilen und dem klaren Chancenplus blieb dennoch die berechtigte Hoffnung, dass unser Team erneut zurückkommen wird. Dieses Mal blieb jedoch nur die Hoffnung, denn während man mit deren erneuten Führung die bisher äußerst bieder auftretenden Rheinsheimer stärker gemacht hatte, geriet man nun selbst auch noch völlig aus dem Rhythmus. So kam unser Team in den inklusive Nachspielzeit eigentlich noch üppig verbleibenden 25 Minuten zu keiner einzigen Torchance mehr. In Minute 76 kam nach dreiwöchiger Verletzungspause der noch mit Trainingsrückstand versehene Marvin Kracker für den ebenfalls erst wieder genesenen Neuthardt ins Spiel und in der 81ten löste man die mit Wagner besetzte 6er-Position auf, um mit Tzino Mezini einen weiteren Angreifer zu bringen. Leider konnten auch die beiden neuen Kräfte keine Änderung mehr herbeirufen. Im Offensivspiel fehlten jegliche Ideen und Durchschlagskraft, gepaart mit viel zu schnellen Ballverlusten und ungekannten technischen Fehlern. Darüber hinaus war kaum mehr ein geordneter Spielfluss möglich, da sich die Gastgeber nach nahezu jedem Zweikampf nun clever ihre „Verletzungsauszeiten“ nahmen. Da auch die Rheinsheimer mit den sich ihnen aufgrund nun noch offensiverer FCO-Ausrichtung bietenden Konterchancen wenig anzufangen wussten (80te Abschluss übers FCO-Tor, 85te FCO-Abwehraktion fast noch ins eigene Tor), sahen die Zuschauer eine zwar umkämpfte aber spielerisch absolut nicht Kreisligataugliche Begegnung. In der vierten Minute der Nachspielzeit setzten die Gastgeber dann doch noch einen Konter zum endgültig entscheidenden 3:1-Endstand. Torschütze zum zweiten Mal an diesem Tag Mujic, der in der Vorsaison insgesamt nur drei Mal getroffen und in der bisherigen Spielzeit bisher sogar leer ausgegangen war. Heute erschoss er sich den Titel des „Spielers des Tages“. Dass in der 90+5ten dann auch noch die Gemüter hochkochten und es zu einer Rudelbildung kam, passte zu der im letzten Spieldrittel verdammt schweren Fußballkost.

Die flehende Bitte eines Rheinsheimers Spielers, den Sieg seiner Mannschaft als verdient zu bezeichnen, wollen wir mal als offene Frage stehen lassen ...

Gemessen an den individuellen Fähigkeiten unserer Spieler und auch dem bereits gezeigten Kollektivvermögen (z.B. beim starken 5:2 beim jetzigen Tabellenzweiten TSV Stettfeld – erst zwei Wochen her), kann man sich spätestens jetzt nicht mehr mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden zeigen. Fortan ist jeder einzelne gefordert. Hierzu gehören alle Beteiligten – Trainer, Betreuer und natürlich vorrangig unsere Spieler. Jeder muss endlich wieder alles aus sich herausholen, was in ihm steckt. Hierzu gehören eine bessere und vor allem viel entschlossenere Torchancenverwertung, Grundtugenden wie die Konzentration bei Standards – sowohl offensiv als auch defensiv – sowie in allen Mannschaftsteilen wieder mehr Bereitschaft, auch in unbequeme Zweikämpfe und Räume zu gehen. Und vor allem auch der unbändige Wille, Begegnungen auch bei Rückständen noch drehen zu wollen. Auch diese Eigenschaft, in der Vorsaison noch ein großer Trumpf unseres Teams, scheint derzeit abhandengekommen zu sein. All das Potential, das in unserer Mannschaft steckt, und die derzeit noch unverfängliche Tabellensituation dürfen nicht dazu verleiten, sich allzu sicher zu fühlen. So ist man gut beraten, nun zunächst einmal den Blick auf die in der Tabelle hinter unserem FCO liegenden Mannschaften zu richten. Der Vorsprung von nur noch fünf Punkten auf einen Abstiegsrang birgt durchaus Gefahren. Von Schwarzsehen und Druck darf keine Rede sein, die Sinne aller sollten aber nun dringend wieder geschärft werden!

E.W.