Sonntag, 30.09.2018:

KIT Sport-Club - FCO 10:0 (4:0)

FCO: Ricarda Weser, Rosi Weser, Nathalie Lehner, Jacqueline Hertl, Emily Wagner, Annalena May, Elena Schanzenbach, Anja Fielenbach, Steffi Schleweis, Julia Pois, Laura Drexler (65. Jenny Wagner).

Unstrittig ist das Verbandsligaabenteuer für unsere tapferen FCO-Amazonen bisher nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. So setzte es auch im 4. Spiel eine klare Niederlage, die zwar sicherlich um zwei, drei Tore zu hoch, aber eben dennoch gar zweistellig ausgefallen ist. Hört es sich für Außenstehende vielleicht grotesk an, so hat sich unser Team aber auch dieses Mal weiter gesteigert und zumindest über gewisse Phasen eine ansprechende Leistung abgeliefert. Die erfahrene Mannschaft des KIT SC, dem Sportverein des Karlsruher Instituts für Technologie, zählt sicherlich zu einer der diesjährigen Topfavoriten um den Oberligaaufstieg. Alle drei vorangegangenen Begegnungen hatten die KIT´lerinnen ungefährdet gewonnen und es war aus Odenheimer Sicht nicht erst auf der Hinreise klar, dass man sich heute keinen Illusionen auf einen Punktgewinn hingeben durfte. Gut verkaufen wollte man sich aber allemal. Dieses Vorhaben erlitt am Spielmorgen und sogar noch auf der Hinfahrt weitere Rückschläge. War klar, dass man bereits auf die gesundheitlich noch angeschlagene Katharina Kühn (zur Unterstützung mit dabei) sowie die aus privaten Gründen verhinderte Laura Wetzel verzichten musste, so mussten nun auch noch Aline Hertl, Laura Langer und Larissa Schöninger absagen. Das Vorhaben, die angeschlagene Laura Drexler und die nach mehrwöchiger Verletzung erstmals wieder im Kader stehende Jenny Wagner noch zu schonen, wurde dadurch durchkreuzt. Angesichts plötzlich nur noch einer Ersatzspielerin musste Laura D. an ihrem 19. Geburtstag sogar starten. Coach Joachim Reichert beorderte sie sicherheitshalber von ihrer angestammten Defensivposition als einzige Spitze in den Angriff.

An einem warmen Spätsommersonntagnachmittag um 13 Uhr erfolgte der Anpfiff auf einem schön in unmittelbarer Nähe des Wildparkstadions gelegenen Kunstrasenplatz, der hinter einem Tor vor einer meterhohen Mauer eine aber überraschenderweise nur kurze Auslaufzone vorzuweisen hat. Hoffen wir, dass hier nicht irgendwann mal etwas passieren mag; an diesem Tag bestand zum Glück kein einziges Mal Gefahr. Torgefahr dafür aber von Beginn an gegen unsere Elf. Die körperlich klar überlegenen, Verbands- und sogar höherklassig- sowie lebenserfahreneren Gastgeberinnen (Altersdurchschnitt 25,7 zu 19,1 Jahre) bestimmten vom Anpfiff weg das Geschehen und setzten unsere Damen mächtig unter Druck. Die erste hochkarätige Torchance resultierte aus Minute 6, als ein stramm abgezogener Schuss von rechts knapp am langen Pfosten vorbeizischte. Zwei Zeigerumdrehungen später war es dann doch bereits soweit: nach einer Ecke stand eine Angreiferin völlig blank. Zwar traf sie den Ball zunächst nicht richtig, da ihr aber zu viel Zeit anstelle Gegenwehr gespendet wurde, drosch sie Versuch Nummer 2 dann doch unhaltbar ins Tornetz. In Minute 13 behalf sich eine KIT-Stürmerin bei der Ballmitnahme mit der Hand, unsere 17jährige Keeperin Ricarda Weser, am Abend zuvor wie ihre Zwillingsschwester Rosi sowie Laura D. noch im Oktoberfestbedienungseinsatz (der FCO sagt vielen Dank!), zeigte sich jedoch auf dem Posten. In Minute 19 war dann aber auch sie machtlos, als gleich fünf FCO-Defensivspielerinnen auf die ballführende Rechtsaußen rückten und damit ungewollt eine zentrale 1:2-Unterzahlsituation schafften. Genau dahin kam die Hereingabe, die ungehindert verwandelt werden konnte. Wie bereits in den Vorwochen gaben unsere Amazonen jedoch nicht auf und stemmten sich in den kommenden zehn Minuten erfolgreich gegen einen weiteren Gegentreffer. Nicht nur das, in dieser Phase spielten unsere jungen Damen sogar richtig gut mit und kamen u.a. in Minute 21 zu ihrem ersten Eckball, der durchaus für etwas Verwirrung im KIT-Strafraum sorgte. Einzig in Minute 25 hatte man der Heimmannschaft vorübergehend eine weitere Möglichkeit eröffnet. In der 30sten dann aber doch das 0:3, als eine unserer Defensivkräfte im Strafraum einen Tick zu spät kam und die KIT´lerinnen nochmals erfolgreich quergelegt hatten. Eine Minute nach dem 0:3 Eckball Nummer 2 für unsere Amazonen mit Nachschussmöglichkeit von Elena Schanzenbach. Mit vereinten Kräften konnte man in der 33sten zunächst noch das 0:4 verhindern, das dann zwei Minuten später aber doch fiel. Ein bisher seltenes Erlebnis, wurde man hier doch klassisch ausgekontert. Bei noch zwei vergebenen KIT-Chancen konnte man sich im weiteren Verlauf bis zur Pause schadlos halten.

Waren unsere Girls beim Halbzeitpausen-Sitting ob des klaren Rückstands schon sichtlich angeschlagen, fand nicht nur Coach „Jo“ die richtigen Worte, sondern gerade die an diesem Tag zwölf verbliebenen Freudinnen selbst bauten sich wieder auf. Während der KIT mit seiner üppig besetzten Auswechselbank ohne Qualitätsverlust wechseln konnte, musste auf FCO-Seite die angeschlagene Laura D. noch etwas durchhalten.

Die erste Chance im 2. Durchgang oblag nicht überraschend wieder den Gastgeberinnen. Nathalie Lehner konnte kurz vor der eigenen Torlinie klären und den Nachschuss lenkte Ricarda zur Ecke. Eine Minute später dann eine der sehenswertesten Kombinationen im gesamten Spiel. Und diese durch wohlgemerkt unser Team! Das Leistungsvermögen unserer Girls blitze auf und über fünf Stationen spielte man schön Laura D. frei, die mit Vorsprung aufs gegnerische Tor zusteuern konnte. Leider wurde sie vom Schiedsrichter fälschlicherweise wegen angeblicher Abseitsstellung zurückgepfiffen. Sehr schade, der vierte FCO-Treffer im vierten Verbandsligaspiel wäre hier unumwunden möglich gewesen. Unsere Elf spielte in der Anfangsphase der zweiten 45 Minuten wieder ganz gut mit und bewies insoweit erneut aufsteigende Tendenz. Hatte man mit dem vorgenannten Abseitspfiff selbst noch Pech gehabt, so hatte die Heimmannschaft in Minute 57 eben dieses nicht: zwar gut gespielt, aber abseitsverdächtig fiel das 0:5. In der Folge hatte unsere sonst so starke Schlussfrau Ricarda gleich drei Mal großes Pech. Sowohl beim 0:6 (60. Freistoss“flanke“) als auch 0:7 (65. dritter Treffer von KIT-Torjägerin Markovic) und 0:8 (67. durch eine bullige KIT-Angreiferin) war sie jeweils noch am Ball, der aber binnen diesen nur sieben Minuten eben dennoch gleich drei Mal ins Tor fiel. Dazwischen im Übrigen ein guter Angriff unseres Teams, an dessen Ende der Schussversuch von Steffi Schleweis gerade noch zur dritten Ecke geblockt werden konnte und der auf diese folgende Schuss von Anja Fielenbach übers Tor flog (62.) sowie das Comeback von Jenny, die nun wie geplant Laura D. ersetzte (65.). In der 71sten nach einer Ecke und einem unglücklichen Abwehrversuch aus der Kurzdistanz gar noch das 0:9. Mit großem Willen stemmten sich unsere Damen der drohenden zweistelligen Niederlage entgegen und konnten zwischendurch sogar noch selbst vereinzelt Akzente setzen. So konnte Anja in Minute 77 gerade noch von zwei robusten Gegenspielerinnen abgedrängt werden. In der 82. Minute war es dann doch soweit, das 0:10. Gut gespielt von den Gastgeberinnen, aber zumindest dieses Mal wohl aus knapper Abseitsposition erzielt. Bitter, dass dieser ominöse Treffer ausgerechnet so fallen musste. Trotz unverkennbarer Niedergeschlagenheit zeigten unsere FCO-Amazonen weiterhin Charakter und waren nicht gewillt, noch weitere Gegentreffer hinnehmen zu müssen. So klärte man in der 84. Minute einmal mehr mit vereinten Kräften und startete in der 85sten sogar den mit besten eigenen Angriff der Begegnung. Gegen Anja und Jenny hatte die KIT-Abwehr hier ihre liebe Mühe, belohnt wurde der Einsatz aus FCO-Sicht leider nicht. In den Schlussminuten noch zwei weitere gefährliche Angriffe des KIT, die für diese aber nichts mehr einbrachten.

Während die Heimmannschaft samt Trainerteam am Mittelkreis lautstark feierte und tanzte, saßen unsere Girls unweit davon an der Seitenaußenlinie und der einen oder anderen liefen sogar bittere Tränen übers Gesicht. Gegensätze pur also. Doch eines ist ganz klar: unsere tapferen Spielerinnen brauchen sich weder den Tränen zu schämen noch der 0:10-Niederlage. Es sind keine Durchhalteparolen, sondern es ist einfach Fakt, dass man sich heute weiter gesteigert hat. Gegen einen solch starken Gegner war einfach kein Kraut gewachsen. Man hat aber wieder absolute Größe bewiesen, indem man nicht nur die eklatanten personellen Rückschläge wegsteckte, sondern trotz der Gegentorflut niemals aufgegeben hat. Es muss unserer Elf erstmal ein anderes Team vormachen, sich bei einer so hohen Niederlage jederzeit so fair zu verhalten und so eng zusammenzuhalten. Wieder einmal verließ man das Feld als sportlich klarer Verlierer aber als ebenso klarer Sieger der Herzen und der Moral. Ganz stark auch das spätere Zeichen in der mannschaftsinternen Whatsapp-Gruppe, in der Kapitänin Annalena May ganz starke Worte fand. Einen Auszug davon nehm´ ich zum Abschluss meines Spielberichts gerne auf: „Wir sind ein Team und halten zusammen; regt euch net auf!“ Ich für meinen Teil bin mächtig stolz auf euch, nicht nur wie ihr die bisherigen Rückschläge verkraftet habt, sondern vor allem wie ihr euch dabei präsentiert: trotz verständlicher Enttäuschung nämlich danach doch immer wieder mit erhobenem Haupt … und dieses völlig zu Recht!

Bereits am kommenden Mittwoch (Tag der Deutschen Einheit, 03.10.) geht´s weiter. Dann reist unser Damenteam schon wieder nach Karlsruhe, dieses Mal in der zweiten Verbandspokalrunde zur Landesligaspitzenmannschaft Post Südstadt Karlsruhe. Anpfiff ist um 11.00 Uhr. (E.W.)